Benjamin Graham: Der Vater des Value Investing und seine Aktienbewertungsmethoden

a picture of a middle-aged man sitting at a desk, studying company balance sheets and making notes. The man can be seen from behind (looking over his shoulder). There is also a flip chart and a shelf with books in the room. The picture is intended to reflect an office of a financial expert from the 1960s.
Finanzbewertung zu Zeiten Grahams noch Handarbeit

 

Wer ist Benjamin Graham?

Benjamin Graham war ein amerikanischer Ökonom, Investor und Autor, der als der Vater des Value Investing gilt. Er wurde 1894 in London geboren und wanderte als Kind mit seiner Familie in die USA aus. Graham studierte an der Columbia University und wurde mit 20 Jahren der jüngste Dozent der Geschichte der Universität. Er arbeitete als Analyst und Fondsmanager an der Wall Street und gründete seine eigene Investmentfirma, die Graham-Newman Corporation. Er schrieb mehrere Bücher über Finanzanalyse und Investmentstrategien, die zu Klassikern der Finanzliteratur wurden. Sein bekanntestes Werk ist “The Intelligent Investor”, das 1949 erschien und von vielen als die Bibel des Value Investing angesehen wird. Graham starb 1976 im Alter von 82 Jahren.

Die Aktienbewertungsmethoden von Benjamin Graham

Graham war ein Pionier der fundamentalen Aktienanalyse, die darauf abzielt, den wahren oder intrinsischen Wert einer Aktie zu ermitteln, indem man die finanziellen Daten des Unternehmens, die Marktbedingungen und die Zukunftsaussichten berücksichtigt. Er suchte nach unterbewerteten Aktien, die einen großen Abstand zwischen ihrem Marktpreis und ihrem intrinsischen Wert aufwiesen. Diesen Abstand nannte er die Sicherheitsmarge, die als Schutz gegen Fehler in der Bewertung oder unvorhergesehene Ereignisse dienen sollte. Graham legte besonderen Wert auf die Qualität des Managements, die Ertragskraft, die Finanzstärke und die Dividendenpolitik des Unternehmens. Er entwickelte mehrere Kriterien und Formeln, um Aktien zu bewerten und zu vergleichen, die auf verschiedenen Kennzahlen basierten, wie zum Beispiel:

Die Sicherheitsmarge

Die Sicherheitsmarge ist der Unterschied zwischen dem Marktpreis und dem intrinsischen Wert einer Aktie, ausgedrückt in Prozent. Je größer die Sicherheitsmarge, desto günstiger ist die Aktie und desto geringer ist das Risiko, Geld zu verlieren. Graham empfahl, nur Aktien zu kaufen, die eine Sicherheitsmarge von mindestens 50% aufwiesen. Das bedeutet, dass der Marktpreis höchstens die Hälfte des intrinsischen Wertes betragen sollte. Zum Beispiel, wenn eine Aktie einen intrinsischen Wert von 100 Euro hat, sollte sie nicht mehr als 50 Euro kosten, um eine ausreichende Sicherheitsmarge zu bieten. Die Sicherheitsmarge kann mit verschiedenen Methoden berechnet werden, je nachdem, wie man den intrinsischen Wert schätzt.

Der intrinsische Wert nach Graham

Der intrinsische Wert einer Aktie ist der Wert, den ein rationaler Investor bereit wäre, für die Aktie zu zahlen, basierend auf den erwarteten zukünftigen Cashflows des Unternehmens. Der Wert ist nicht gleich dem Marktpreis, der von Angebot und Nachfrage, Stimmungen, Spekulationen und anderen Faktoren beeinflusst wird. Der intrinsische Wert ist auch nicht leicht zu bestimmen, da er von verschiedenen Annahmen und Schätzungen abhängt. Graham verwendete eine einfache Formel, um den intrinsischen Wert zu berechnen, die wie folgt lautet:

Intrinsischer Wert = Aktuelles Gewinn je Aktie x (8,5 + 2 x erwartetes jährliches Gewinnwachstum)

Diese Formel berücksichtigt den aktuellen Gewinn je Aktie, den er als den wichtigsten Faktor für die Bewertung einer Aktie ansah, und das erwartete jährliche Gewinnwachstum, das er als den zweitwichtigsten Faktor ansah. Die Konstante 8,5 entspricht dem Kurs-Gewinn-Verhältnis einer Aktie ohne Wachstum, und die Zahl 2 ist ein Faktor, der das Wachstum berücksichtigt. Zum Beispiel, wenn eine Aktie einen Gewinn je Aktie von 10 Euro hat und ein erwartetes jährliches Gewinnwachstum von 5%, dann ist ihr intrinsischer Wert:

Intrinsischer Wert = 10 x (8,5 + 2 x 5) = 10 x 18,5 = 185 Euro

Dividendenrendite

Die Dividendenrendite ist das Verhältnis zwischen der jährlichen Dividende je Aktie und dem aktuellen Marktpreis je Aktie, ausgedrückt in Prozent. Die Dividendenrendite zeigt an, wie viel ein Investor für jeden investierten Euro an Dividenden erhält. Je höher die Dividendenrendite, desto attraktiver ist die Aktie für Investoren, die regelmäßige Einkünfte suchen. Graham empfahl, nur Aktien zu kaufen, die eine Dividendenrendite von mindestens 4% aufwiesen. Das bedeutet, dass die jährliche Dividende je Aktie mindestens 4% des Marktpreises je Aktie entsprechen sollte. Zum Beispiel, wenn eine Aktie einen Marktpreis von 50 Euro hat und eine jährliche Dividende von 2,5 Euro zahlt, dann ist ihre Dividendenrendite:

Dividendenrendite = 2,5 / 50 x 100 = 5%

Kurs-Gewinn-Verhältnis

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist das Verhältnis zwischen dem aktuellen Marktpreis je Aktie und dem Gewinn je Aktie. Das KGV zeigt an, wie viel ein Investor bereit ist, für jeden Euro Gewinn zu zahlen. Je niedriger das KGV, desto günstiger ist die Aktie und desto höher ist die Sicherheitsmarge. Graham empfahl, nur Aktien zu kaufen, die ein KGV von höchstens 15 aufwiesen. Das bedeutet, dass der Marktpreis je Aktie höchstens das 15-fache des Gewinns je Aktie betragen sollte. Zum Beispiel, wenn eine Aktie einen Marktpreis von 150 Euro hat und einen Gewinn je Aktie von 10 Euro, dann ist ihr KGV:

KGV = 150 / 10 = 15

Eigenkapitalrendite

Die Eigenkapitalrendite (ROE) ist das Verhältnis zwischen dem Gewinn und dem Eigenkapital des Unternehmens, ausgedrückt in Prozent. Die Eigenkapitalrendite zeigt an, wie effizient das Unternehmen sein Eigenkapital einsetzt, um Gewinne zu erzielen. Je höher die Eigenkapitalrendite, desto profitabler ist das Unternehmen und desto mehr Wert schafft es für seine Aktionäre. Graham empfahl, nur Aktien zu kaufen, die eine Eigenkapitalrendite von mindestens 15% aufwiesen. Das bedeutet, dass das Unternehmen mindestens 15 Cent Gewinn für jeden Euro Eigenkapital erzielen sollte. Zum Beispiel, wenn ein Unternehmen einen Gewinn von 150 Millionen Euro hat und ein Eigenkapital von 1 Milliarde Euro, dann ist seine Eigenkapitalrendite:

ROE = 150 / 1000 x 100 = 15%

Schuldenquote

Büro eines Finanzberaters im Stil der 60er Jahre.
Zu Grahams Zeiten wurden Aktienbewertungen ohne Computer durchgeführt.

Die Schuldenquote ist das Verhältnis zwischen den Gesamtschulden und dem Eigenkapital des Unternehmens, ausgedrückt in Prozent. Die Schuldenquote zeigt an, wie hoch der Verschuldungsgrad des Unternehmens ist und wie abhängig es von Fremdkapital ist. Je niedriger die Schuldenquote, desto solider ist die Finanzstruktur des Unternehmens und desto geringer ist das Insolvenzrisiko. Graham empfahl, nur Aktien zu kaufen, die eine Schuldenquote von höchstens 50% aufwiesen. Das bedeutet, dass die Gesamtschulden höchstens die Hälfte des Eigenkapitals betragen sollten. Zum Beispiel, wenn ein Unternehmen Gesamtschulden von 500 Millionen Euro hat und ein Eigenkapital von 1 Milliarde Euro, dann ist seine Schuldenquote:

Schuldenquote = 500 / 1000 x 100 = 50%

Benjamin Graham und Warren Buffet

Warren Buffet ist einer der berühmtesten und erfolgreichsten Investoren der Welt. Er ist auch ein Schüler und Bewunderer von Benjamin Graham, den er als seinen Mentor und Lehrer bezeichnet. Buffet studierte unter Graham an der Columbia University und arbeitete für ihn bei der Graham-Newman Corporation. Er übernahm viele der Prinzipien und Methoden von Graham, wie die Suche nach unterbewerteten Aktien, die Sicherheitsmarge, die fundamentale Analyse und die langfristige Perspektive. Buffet modifizierte jedoch auch einige Aspekte von Grahams Ansatz, indem er mehr Wert auf die Qualität des Unternehmens, die Wettbewerbsvorteile, die Markenstärke und die Wachstumsmöglichkeiten legte. Er war weniger streng bei der Anwendung von quantitativen Kriterien und mehr bereit, einen höheren Preis für eine hervorragende Aktie zu zahlen. Er sagte einmal: “Es ist besser, ein hervorragendes Unternehmen zu einem fairen Preis zu kaufen, als ein faires Unternehmen zu einem hervorragenden Preis.”

Fazit

Benjamin Graham war ein genialer und einflussreicher Investor, der die Grundlagen des Value Investing schuf. Er entwickelte mehrere Aktienbewertungsmethoden, die auf verschiedenen Kennzahlen basierten, um unterbewertete Aktien zu finden, die eine hohe Sicherheitsmarge boten. Er beeinflusste viele andere Investoren, wie seinen berühmtesten Schüler Warren Buffet, der einige seiner Prinzipien übernahm und anpasste. Seine Bücher und Lehren sind immer noch relevant und wertvoll für alle, die sich für die Kunst und Wissenschaft des Investierens interessieren.

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Wolfgang Walk

Ingenieur, Programmierer und Schriftsteller aus Leidenschaft. Geboren in den goldenen 80ern, viel erlebt und immer mit den Aufgaben gewachsen.

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